Bereits über 1.400 Häuser im Nordosten mit Plakette ausgezeichnet
Ein Foto von der Plakettenvergabe an Olaf Albrecht vom Zweckverband Grevesmühlen durch Benjamin Weigelt vom NABU (links im Bild) am Pumpwerk Niendorf, Foto: Manuela Heberer (NABU)
„Wir freuen uns sehr über die Auszeichnung“, sagte Christina Gerlach (Öffentlichkeitsarbeit) bei der Übergabe der NABU-Plakette „Schwalbenfreundliches Haus“ an das Team vom Zweckverband Grevesmühlen am vergangenen Freitag. Die Plakette wird ab sofort die Fassade des Abwasserpumpwerks in Niendorf zieren. Olaf Albrecht, Elektriker beim Zweckverband und Hobby-Ornithologie, hatte sich um die Plakette bemüht. „Seit Jahren brüten hier die Schwalben, darauf wollten wir aufmerksam machen.“ Vier künstliche Nisthilfen hat Albrecht von zu Hause mitgebracht und angebaut. „Sie wurden sofort von den Schwalben angenommen“, freut er sich. Daneben haben die Schwalben auch natürliche Nester gebaut – insgesamt neun befinden sich am Pumpenhaus.
Auch bei Familie Hirsch in Kuhstorf im Landkreis Ludwigslust-Parchim fühlen sich Schwalben wohl. Mehr als zehn Rauchschwalbennester befinden sich unter den Dachvorsprüngen ihres Wohnhauses. „Für uns ist es selbstverständlich, die Natur auf unserem Grundstück willkommen zu heißen“, sagt Simone Hirsch. Nistkästen für verschiedene Vögel haben sie im großen Garten angebracht, Staudenbeete und wilde Hecken dienen Bienen und anderen Insekten als Nahrungsquelle und Unterschlupf. Um dieses Engagement zu würdigen und auch ein sichtbares Zeichen für die Gäste des Hauses zu setzen, hat NABU-Mitarbeiter Benjamin Weigelt Anfang Juni auch Familie Hirsch die Plakette „Schwalbenfreundliches Haus“ überreicht. „Rauch- und Mehlschwalben sind Kulturfolger und leben in der unmittelbaren Nähe des Menschen. Deshalb ist es für die gefährdeten Tiere entscheidend, dass wir ihnen Zugang zu Ställen gewähren und ihre Nester an Fassaden dulden“, sagt der Vogelschutzbeauftragte beim NABU Mecklenburg-Vorpommern.
Rauch- und Mehlschwalbe stehen auf der Vorwarnliste der Roten Liste der Brutvögel Mecklenburg-Vorpommerns. Demnach verzeichnen beide Arten einen Rückgang des Brutbestands um mehr als 20 Prozent. Der Bestand der Rauchschwalben ist innerhalb der letzten zwanzig Jahre von 100.000 Paaren auf unter 70.000 Paare gesunken, der Mehlschwalbenbestand sank von 180.000 Paaren sogar auf nur noch etwa 97.000.
„Leider erleben viele Schwalben nach ihrer Rückkehr aus ihren tausenden Kilometern entfernten Winterquartieren in Afrika häufig eine böse Überraschung: Früher genutzte Viehställe sind verschwunden oder verschlossen, ihre Nester wurden von Hauswänden entfernt oder Netze und Stacheln hindern sie am Anflug an ihre Brutplätze.“ Dabei kehren die ortstreuen Vögel stets an ihre altbekannten Brutplätze zurück und nutzen auch die Nester aus den Vorjahren. „Deshalb stehen nicht nur die Schwalben, sondern auch ihre Nester unter Schutz“, erklärt Weigelt. „Laut Bundesnaturschutzgesetz ist es verboten, sie zu beschädigen oder zu zerstören. Wer gegen dieses Verbot verstößt, muss mit Strafe rechnen. Wer in seiner Nachbarschaft so etwas beobachtet, sollte über den Schutz der Nester informieren. Manchmal passiert es auch aus Unwissenheit“, erklärt der NABU-Mann. „Andernfalls sollte die Untere Naturschutzbehörde des Landkreises informiert werden.“
Neben dem Erhalt der gesetzlich geschützten Nistplätze kann man an geeigneten Stellen den Glücksboten mit Nisthilfen gute Dienste leisten. „Wer einen Garten, Hof oder Wiese besitzt, kann zur Unterstützung des Nestbaus auch Lehmpfützen anlegen. Rauch- und Mehlschwalben formen aus Lehm, Ton oder schlammiger Erde mithilfe ihres Speichels kleine Kügelchen, aus denen sie neue Nester bauen oder alte Nester ausbessern“, erläutert Benjamin Weigelt.
Mit der Aktion „Schwalbenfreundliches Haus“ will der NABU Mecklenburg-Vorpommern auch in Zukunft dazu beizutragen, die Akzeptanz für Schwalben und ihre Nester in der Nähe des Menschen zu erhöhen sowie bestehende Quartiere zu erhalten und neue zu schaffen. Seit 2007 verleiht der NABU Mecklenburg-Vorpommern diese Plakette an Hausbesitzer, die Schwalben an ihren Gebäuden dulden und fördern und dadurch das Brutgeschehen der kleinen Sommerboten unterstützen. Mittlerweile ist daraus eine bundesweite NABU-Aktion geworden. Jeder, der sich für Schwalben engagiert und diese an seinem Haus duldet, kann sich für die Plakette bewerben.
Seit Beginn der Aktion im Jahr 2007 wurden in Mecklenburg-Vorpommern über 1.460 Plaketten verliehen, im vergangenen Jahr waren es über 140. Die meisten „Schwalbenfreundlichen Häuser“ gibt es demnach im Landkreis Vorpommern-Rügen, danach folgen die Landkreise Ludwigslust-Parchim und Nordwestmecklenburg.
Alle Infos zur NABU-Aktion „Schwalbenfreundliches Haus“ inklusive Bewerbungsformular finden sich unter: www.NABU.de/schwalben